Countdown Milano: Interview mit Pierfrancesco Gigliotti und Maurizio Modica von Frankie Morello

Ihre Mode ist wild, sexy und voller Humor: Pierfrancesco Gigliotti und Maurizio Modica, die 1998 das Label Frankie Morello gründeten, ihm ihre Kreativität einhauchen und es geschäftlich führen, besetzen eine spannende Nische in der italienischen Modewelt. Kein Wunder, dass auch Lady Gaga bereits eine Jacke von dem Duo trug. Zwischen zwei Fittings beantworteten Gigliotti (studierte Architektur in Mailand) und Modica (war Künstler, Choreograph und Kostümbildner an mehreren Theatern) rasch unsere Fragen:

 

Ihre Winterkollektion 2011/2012 in einem Satz.
Verrückt und modern.

 

Was hat Sie dazu inspiriert?
Die Schönheitssalons der Fifties.

 

Wer sind Ihre Musen?
Anna Magnani und Sofia Loren.

 

Das Lieblingsstück aus der Kollektion?
Tattoos [da sind wir auch die Bilder gespannt!] und der Rock mit der Haarnadel.

 

Was ist Ihr verborgenes Talent?
Maurizio: Keiner weiß, dass ich echt gut singen kann.
Pierfrancesco: Und ich malen.

 

Was für ein Look wird den Sommer bestimmen?
Ein auf links gedrehtes Jeanskleid und ein Maxi-Kaftan über dem Badeanzug.

 

Wo werden Sie ihre Ferien verbringen?
Maurizio: Indien.
Pierfrancesco: Griechische Inseln.

 

Und welche Musik wird sie auf Ihrem iPod dorthin begleiten?
Muse.

 

Muse? Kein Problem. Hätten wir uns auch denken können! Wie wäre es mit „Undisclosed Desires”:

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„Ich kann meine Hüfte auskugeln”: Interview mit Pixie Geldof

Nein, auf Nahtlos! kümmern wir uns eigentlich nicht um die Schönen, Reichen und Ruhm-Verkorksten, um It-Girls und Socialites – und um deren blitzlichtgierige Entourage schon einmal gar nicht. Und bisher hätten wir nach oberflächlicher Yellow-Press-Lektüre auch die junge Dame, die wir gestern live on stage und später im Interview erleben durften, in mindestens eine dieser Kategorien sortiert. Doch das ein klein wenig geheime VIP-Konzert von Pixie Geldof (21) in der Münchner Location Kirsch & Co – organisiert von Levi’s, für deren „Curve ID”-Jeans der Spross von Sir Bob Geldof gerade wirbt, belehrte uns eines besseren. Und das Gespräch danach sowieso.

Die Grunge-Pop-Sounds, die Pixie und ihre Band Violet auf die Bühne brachten, waren zwar recht düster, mit Herzschmerz und Trotz und wohldosierter Wut. Durch die exzellente Singstimme der Frontfrau und die melodiösen Songs mit Titeln wie „Serial Killer” und „The Run” jedoch wurde ein echter Musiktipp draus (das Debüt-Album folgt im März). Das Leben und seine Überraschungen und so. Nach der sechs Stücke umfassenden Live-Show ging es für Nahtlos! dann hinunter in die Katakomben unter dem Club – zur dressing-room-Audienz mit Pixie Geldof, die ihren Stil mal so beschrieb: „I dress like a boy with girly moments”. Als spezielles goodie können Sie das Interview im Anschluss an die Abschrift auch im Original hören.

Nahtlos!: Pixie, das war einfach awesome! In einem Interview hast du mal ‚bekannt‘, eine fanatische Konzertgängerin zu sein, das Gefühl zu lieben, selbst Fan, vielleicht auch ein wenig Groupie zu sein. Verrate uns doch, welcher Live-Auftritt dich als Zuschauerin bisher am meisten beeindruckt und bewegt hat.
Pixie Geldof: Das war vor zwei Jahren beim Glastonbury Festival. Nick Cave trat auf, mein Lieblingskünstler überhaupt, und ich wurde sehr emotional. Und direkt danach kamen Blur, und ich habe so viel geweint, dass es echt peinlich wurde. Die ganze Atmosphäre, die dicht gedrängt stehenden Menschen, 200 000 oder so, und alle waren einfach nur glücklich. The best!

Und dein Ziel ist genau solch ein Auftritt, oder?
Ja. Na ja, vermutlich wird es nicht die gleiche Intensität sein, vielleicht auch nicht so viele Leute, aber – JA! Ich möchte einfach in dem kleinen Programmheftchen aufgeführt sein, dass es in Glastonbury gibt: „23.15 Uhr – Violet”. Bitte!

Du hast noch nie außerhalb des United Kingdom gespielt, richtig?
Heute hier in München ist mein dritter gig überhaupt.

Ist man da als Künstler, besonders als Newcomer nervös? Weswegen genau? Fragt man sich, verstehen die uns als Band und was wir machen?
Ich will vor allem niemanden langweilen! Ich bin nämlich schnell selbst gelangweilt, wenn ich Leuten zuhöre, die ich nicht mag oder von denen ich noch nie gehört habe. Diese Reaktion will ich um alles in der Welt vermeiden. Für mich war es einfach spannend, hierher zu kommen, denn ich habe keine Ahnung und Vorstellung von diesem Ort, von München.

Jetzt die Levi’s-Frage: Du hast gesagt, die Marke Levi’s würdest du mit Kurt Cobain und der frühen Madonna verbinden. Magst du uns diese Assoziationen etwas näher erklären?
Ich wurde gefragt, was ich sehe, wenn ich Levi’s höre. Und da denke ich zunächst einmal sofort an Musiker, Bands, Sänger, weil fast jeder Jeans trägt und weil Levi’s – dank der unendlich vielen verschiedenen Modelle – für jeden eine passende hat. Kurt Cobain ist auch einer von meinen Helden, und wenn ich ihn vor mir sehe, trägt er definitiv Jeans.

Und wie kommt Madonna in dieses Bild?
Madonna und Jeans, für mich gehören die auch zusammen. Ich habe ihr und ihrem Style selbst ein wenig nachgeeifert, als ich ungefähr 14 war und ich habe dieses Bild oder Poster von ihr gehabt, da trägt sie hoch sitzende Jeans. Das wurde dann mein Bild von ihr.

Ich habe gesehen, das du einen Twitter-Account hast?
Nein, das sind alles fakes [„pixie-face” und „thepixiegeldfo”]. Ich bin nicht auf Twitter.

Dann erst recht die Frage: Wie findest du die ganze Social-Web-Hysterie, das „Ich gehe jetzt ein Brötchen kaufen”-Getweete und so weiter?
Facebook finde ich großartig, weil man nie den Kontakt zu Leuten verliert, beispielsweise mit ehemaligen Schulkameraden. Wenn man das will. MySpace war auch der Hammer, vor allem für Musiker. Und als das vorbei war [oder uncool wurde und technisch veraltete] war es halt Facebook. Was Twitter betrifft, ich verstehe es noch nicht. Und als ein Freund mich auf die fake accounts aufmerksam machte, bin ich echt ein wenig ausgeflippt. Ich habe ihn gefragt, was die schreiben, und er sagte„Ganz seltsames Zeug”.

Und nur alle paar Monate kommt ein neuer Tweet…
Genau, und da war ich wieder etwas beruhigt. Eigentlich mag ich auch die Idee, vorzugeben, jemand zu sein, der man nicht ist.

Fühlst du dich als Künstler mittlerweile unter Druck gesetzt, durch Kanäle wie Facebook mehr und mehr von dir zu offenbaren, weil Fans und Medien das indirekt einfordern?
Nein, ich bin der Meinung, alles was es über mich zu wissen gibt, soll die Musik ausdrücken. Die Musikindustrie existiert schon so lange, lange vor Facebook und so. Und es ging ihr früher besser … Egal, ich weiß, man muss sich dort mittummeln und ich mache das gerne – und irgendwann werde ich mit Sicherheit auch ganz offiziell auf Twitter sein.

Was würdest du denn tweeten?
Ich habe keine Ahnung, das ist es ja. Alle meine Freunde, die twittern, sind total lustig und erleben coole Sachen. Und ich bin total shit, wenn es darum geht, im Internet witzig zu sein.

Du könntest schreiben „Bin gerade aufgestanden” und „Ich frühstücke jetzt” und so.
Exakt, so würde das wahrscheinlich aussehen, denn in meinem Leben passiert einfach nichts so aufregendes, dass es andere Menschen interessieren könnte. „Habe mir Cornflakes in die Schüssel gekippt …”

Letzte Frage: Welches geheime Talent besitzt du? Was kannst du außergewöhnlich gut und niemand weiß es?
Ich kann meine Zunge um 360 Grad drehen.

[Tut es.]

Das war das Bizarrste, was ich je gesehen habe.
Das ist meine geheime Begabung.

Wie funktioniert das? Ist das eine genetische Anomalie?
Soweit ich weiß kann das nur jeder 1000. Mensch. Ich habe das mal nachgeschaut. Ja, und ich kann meine rechte Hüfte auskugeln. Und ich habe extrem gelenkige Ellenbogen. Eigentlich habe ich den Körper eines Freaks, wie geschaffen für den Zirkus. Als ich so vier Jahre alt war, ging ich auch zur Zirkusschule. Ich war nicht sonderlich gut. Ich tat so, als wäre ich eine großartige Seiltänzerin, aber in Wahrheit ich bin ständig runter gefallen.

Also keine Karriere beim „Cirque du Soleil”.
Oh, das würde ich unglaublich gerne. Vielleicht wird das eine der nächsten Stationen auf meinem Weg.

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„… dass meinem inneren Motor nie das Benzin ausgeht!" – Interview mit Designerin Esther Perbandt

Esther, du hast in Berlin zum ersten Mal eine Männerkollektion gezeigt. Wie kam es dazu?
Seit Jahren träume ich davon, das endlich auszuprobieren, schließlich ist auch meine Frauenkollektionen stark von Elementen aus der Männermode beeinflusst. Und schon seit längerem häuften sich die Anfragen von außen – von Kunden wie Einkäufern. In Japan werden einige Damen-Teile immer wieder von Männern gekauft. Bisher hatte ich nur einfach einen Heidenrespekt vor dem zusätzlichen Aufwand. Aber nachdem ich gegen Ende letzten Jahres einige Aufträge erhielt, bei denen es teilweise komplett um Männer-Ausstattungen ging, war das für mich ein Zeichen, endlich loszulegen.

 

Was war dir bei deiner Männerlinie wichtig?
Ich wollte eine Herren-Kollektion kreieren, die unabhängig einer sexuellen Ausrichtung existieren kann, weil für mich so etwas einfach nicht von Bedeutung ist. Eine große Herausforderung für mich, denn die meisten Menschen haben es nicht anders gelernt und können daher gar nicht anders, als in Schubladen zu denken.
Unheimlich spannend war es für mich, am Schluss zu sehen, wie sehr die neue Männerkollektion meine Frauenmode beeinflusst hat. Fast bei jedem Teil für die Männer habe ich gesagt: „Das will ich aber auch für Frauen haben”. Die Frauenkollektion ist vermutlich dadurch noch ein Stück weniger weiblich geworden.

 

Esther Perbandt Marco Pho Grassi

 

Während deiner Fashion Show hat der Graffiti-Künstler Marco Pho Grassi auf einer Glasscheibe die Muster gezeichnet, die als Print auf deiner Mode zu sehen war. Was hat euch zu einem gemeinsamen Projekt bewogen?
Ich habe Marco vor circa einem Jahr in Berlin über Jaybo Monk kennengelernt, einen Künstler aus Frankreich, mit dem ich mittlerweile für meine Projekte eng zusammenarbeite. Auch bei dieser Kooperation mit Marco hatte Jaybo die künstlerische Leitung. Marco, der in Italien schon sehr bekannt ist und viele internationale Sammler hat, war damals sofort begeistert von meinem Laden und meinen Entwürfen und meinte, wenn ich mal Lust auf ein gemeinsames Projekt hätte – er wäre sofort dabei. Da er in Mailand lebt – der Modestadt schlechthin – wurde er in der Vergangenheit schon häufig von großen Fashion-Häusern angefragt. Doch die Vorstellung, dann mit irgendwelchen Projektbeauftragten und deren Assistenten – und langen, zähen Kommunikationswegen! – ringen zu müssen, ohne die Elektrizität und Spannung von spontanen Rumspinnereien und Experimenten, das hat ihn einfach nicht gereizt.

 

Esther Perbandt Marco Pho Grassi

 

Wie ging es dann weiter?
Konkret entschieden haben wir uns, als ich im Oktober 2010 für fünf Tage nach Mailand geflogen bin, um dort in Marcos Welt einzutauchen, ihn und seine Arbeit besser kennenzulernen. Ich wollte sein Atelier sehen und einfach tagelang nur reden. Daraufhin hat er ein Bild kreiert, speziell für die Umsetzung als Digitaldruck auf verschiedenen Stoffe. Dieser Moment, als das Bild in einer grossen Holzkiste in Berlin ankam, war atemberaubend. 104 kleine Schrauben mussten wir mit der Hand aufschrauben. Welche Modetussi hat schon einen Akkuschrauber im Atelier rumliegen … Als wir es endlich in der Hand hielten, haben wir erst einmal einen Sekt geköpft.
Bei den Entwürfen für die Kollektion selbst hat Marco nicht mitgewirkt, dennoch wollte ich, dass seine Kunst mich inspiriert. Zufälligkeiten oder so genanntes „design by default” wollte ich einfliessen lassen, und auch die Strukturen, die Striche und die Linienführungen seiner Arbeiten.

 

Esther Perbandt Marco Pho Grassi

 

Es blieb aber nicht bei dem Bild, Marco Pho Grassi wurde der Showact deines Defilees.
Marco und ich wollten von Anfang an ein live painting während der Modenschau. Damit alles klappt, ist er eine Woche früher nach Berlin gekommen, um Dinge ausprobieren zu können. Und dann gibt es solch zufällige elektrische Momente, nur wenige Tage vor der Show, wo einem Ideen wie die handbemalten Schuhe und die Jacke für das Final-Outfit kommen. Mein Vater hatte mir zehn Paar Keilabsätze aus holz geschnitten, die ich eigentlich als Hommage an Marco mit einem Bunsenbrenner wie Holzkohle anbrennen wollte. Mit einigen haben wir das auch gemacht. Als Marco das sah, bekam er Lust, die anderen Paare selber zu bearbeiten.

 

Esther Perbandt Marco Pho Grassi

 

Genauso war es mit der Jacke, die erst zwei Tage vor der Show als Entwurf begann – und bis zuletzt ein Wackelkandidat war. Irgendwann um zwei Uhr nachts rief mich Marco an, im Atelier gebe es ein Problem. Die Materialien, die er in Berlin gekauft hatte, verhielten sich anders als gewohnt, er war nicht zufrieden. Und vielleicht sollten wir das mit dem live painting lieber lassen, er mache sich Sorgen darum. Ich schickte ein Stoßgebet an das Universum, mehr konnte ich vor lauter Arbeit und anderen „Feuern”, die ich löschen musste, nicht tun. Natürlich wollte sich Marco dem Berliner Publikum in Bestform, 180-prozentig präsentieren. Also wurde per Express-Kurier Material von Mailand nach Berlin geschickt. Und wir hatten wieder Energie, um an der Jacke zu arbeiten, die fantastisch geworden ist.

 

Ich erzähle das deshalb so genau und minutiös, weil es eben diese Geschichten hinter den Kulissen sind, die diese Kollektion so besonders für mich gemacht haben. Die intensive letzte Woche vor der Show, die Last-Minute-Ideen, die Krisen, die schlaflosen Nächte, zwei starke Persönlichkeiten, die aufeinander prallen und sich doch immens respektieren.

 

Ester Perbandt Mercedes-Benz Fashion Week Herbst/Winter 2011/2012

 

Deine weiblichen Models trugen wieder allesamt den „Perbandt’schen Haarstyle”. Was willst du damit ausdrücken?
Ich habe schon immer das Problem gehabt, dass mir die Models oft zu jung aussehen. Ich möchte so gerne meine Kleidung an Frauen sehen und nicht an Mädchen. Meistens ist es auch so, dass die guten Models eben lange Haare haben, und das ist einfach ein Typ Frau, der nicht unbedingt zu mir und meinem Image passt. Da hat es grossartig gepasst, dass der Perückenhersteller Bergmann mit mir zusammenarbeitet. Zur letzten winterlichen Fashion Week im Januar 2010 trugen die Models meine eigene Frisur aus schwarzem Haar und diesmal waren sie grauhaarig. Das hat sicherlich noch ein wenig mehr polarisiert, aber ich glaube ohnehin daran, dass Mode vergänglich Stil jedoch zeitlos ist. Natürlich schaue ich nach links und rechts, ich versuche aber nicht bewusst, Trends zu setzen. Ich freue mich eher darüber, wenn ich es schaffe, in meiner kleinen Esther-Perbandt-Welt einen Klassiker zu schaffen, der mehrere Saisons (er-)leben darf!

 

Was sind deine Vorsätze für 2011 – sowohl privat als auch für das Label Esther Perbandt?
Privatleben und die Marke – das lässt sich gar nicht mehr so richtig auseinander klamüsern. Ich habe so viele Vorsätze und Wünsche für mein Label, dass das Jahr 2011 definitiv zu kurz sein wird. Deshalb wünsche ich mir zuallererst etwas mehr Geduld: mit mir selbst, mit anderen und mit dem Lauf der Dinge. Es wäre einfach grossartig, wenn wir es schaffen würden, im Sommer wieder eine Show in einer spannenden Off-Location zu veranstalten. Aber dafür muss ich mir auch noch wünschen, dass meine Assistentin Monika Ackermann bei mir bleibt, die seit Jahren den besten und krassesten Job auf Erden macht. Und dass auch in diesem Jahr wieder so viele unglaublich tolle Praktikanten ihren Weg zu uns finden. Denn sonst könnte ich die Koffer packen.

 

Für mich persönlich hoffe ich einfach, dass meinem inneren Motor, der mich bis an meine Grenzen treibt, niemals das Benzin ausgeht!

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„Modeblogs sind wichtig!” Interview mit Margareta van den Bosch

Margareta van den Bosch, wir konnten Sie in der ersten Reihe der Show von Vladimir Karaleev sehen. Wie fanden Sie seine Kollektion?
Margareta van den Bosch: Mir haben seine Mode und die Show ausnehmend gut gefallen. Er ist ein sehr interessanter Designer.

 

Waren Sie zum ersten Mal bei der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin?
Ja, das stimmt. Ich liebe Berlin sehr, konnte aber leider noch nicht genügend Schauen dort besuchen, um mir ein richtiges Bild von der Fashion Week machen zu können.

 

Welche Shows haben Ihnen noch gefallen?
Ich habe natürlich das Defilee der drei Schwedinnen gesehen, Ida Sjöstedt,Camilla Norrback und Diana Orving. Eine ziemlich gute Show, finde ich. Außerdem hatte ich gerade noch genügend Zeit, die Ausstellung der von mir sehr geschätzten Fotografin Camilla Åkrans zu besuchen. Einfach toll!

 

Sie waren viele Jahre Chefdesignerin von H&M, jetzt arbeiten Sie als Creative Adviser für den Konzern. Was genau ist Ihr Job?
Ich berate die Firma, beispielsweise bei den Designer-Projekten, die wir jedes Jahr durchführen. Und ich stehe für Medienanfragen als Expertin zur Verfügung. Und obwohl ich eigentlich im Ruhestand bin und weniger Tage arbeite als früher, beschäftige ich mich ständig weiter mit Mode und verfolge neue junge Talente.

 

Sie sagten es schon, Kollektionen mit Lanvin, Jimmy Choo oder Comme des Garçons sind weiterhin eine Ihrer Aufgaben. Welcher Designer hat Sie am meisten fasziniert?
Die sind alle extrem spannende Persönlichkeiten, da fällt es schwer, einen Designer herauszugreifen. Hm. Alber Elbaz ist sicherlich jemand, den ich sehr bewundere, und mit dem ich während unserer Zusammenarbeit besonders viel Kontakt hatte.

 

Haben Sie auch die Modebloggerin Elin Kling bei ihrer Kollektion für H&M betreut?
Nein, in dieses Projekt war ich nicht involviert. Diese capsule collection, die nur auf dem schwedischen Markt erhältlich sein wird, haben unsere eigenen In-house-Designer gemeinsam mit Elin entworfen.

 

Wie wichtig finden Sie Modeblogs?
Modeblogs sind wichtig und mir macht es Spaß, sie zu verfolgen. Überhaupt muss uns alles interessieren, womit sich unsere Kunden beschäftigen.

 

Liegt die Zukunft der Mode online?
Die digitale Welt ist ungemein spannend und wichtig für ein Haus wie H&M. Dort hält sich eine immer größer werdende Zahl unserer Kunden auf. Das heißt aber nicht, dass die Menschen gar nicht mehr in Geschäfte gehen wollen. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt, den man nicht vergessen sollte.

 

Sie waren auch zu Gast bei der Konferenz Digital Life Design, kurz DLD, in München. Was haben Sie von dort mitgenommen
Ich habe auf dem DLD unendlich viele neue Informationen gespeichert und mich vielfältig inspirieren lassen. Es ist beeindruckend und herausfordernd, wie wichtig die neuen digitalen Sphären für uns alle geworden sind.

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Teamwork & Konsequenz: Interview mit Designerin Johanna Kühl, Kaviar Gauche

Backstage bei Kaviar Gauche: Während ihre Design- und Geschäftspartnerin Alexandra Fischer-Röhler an den Looks für die in Kürze startende Modenschau feilte – Auf welche Seite soll die Handtasche? Die Haare hochgesteckt oder doch simpel zu beiden Seiten gescheitelt? – gab uns Johanna Kühl ein kurzes Interview. Darin erläutert sie das Teamwork der beiden – und erzählt, wann sie gemerkt hat, dass ihr gemeinsames Label den Durchbruch geschafft hat. Unsere Kollektionsbesprechung finden Sie hier.

Countdown Berlin #33: 11 Fragen an Jessica Weiß von Les Mads

Einen Tag vor dem offiziellen Start der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin, von Premium und Bread&Butter, kommen wir zur vorerst letzten Folge unseres Fragebogen-Countdowns. Und wir hatten großes Glück. Unterwegs nach Florenz – oder schon wieder auf dem Rückweg? Oder Paris, oder …? – fand Les Mads-Co-Gründerin Jessica Weiß die Zeit, in einer Schnellfeuerrunde unsere 11 Fragen zu beantworten. Hatte ich schon erwähnt, dass es jetzt auch ein Buch … mehr dazu am Ende des Interviews!

 

 

Berlin … bewegt sich schnell.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Ein aufgeladenes iPhone, der Schauenplan und roter Lippenstift.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Mehr als vier Stunden schlafen.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Ich mag Cèline, egal zu welcher Jahrezeit.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Winterschuhe von Acne.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Seide – einfach unschlagbar im Sommer!

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Hien Le und Perret Schaad.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe das ständige Reisen und die Herausforderung, das auszubauen, was wir uns erarbeitet haben. Die Kehrseite ist, dass ich leider nahezu 24 Stunden online bin.

 

Was ist das unverwechselbare an Mode aus Deutschland?
Gibt es da etwas? Könnte ich nicht sagen.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Hmmmmmm.

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Ich freue mich sehr auf Perret Schaad!

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Fotografin Camilla Åkrans

Endspurt! Morgen macht sich das Nahtlos! Team auf in die Hauptstadt zur Fashion Week Berlin. Vom 18. bis zum 22. Januar werden wir alles geben, Ihnen das modische Geschehen in Wort, Bild und Ton so nahe wie möglich zu bringen. Zuvor allerdings hat in unserer Serie „Die Schweden kommen” die Top-Fotografin Camilla Åkrans das Wort, die bereits für alle großen Magazine und Marken (Hermès, Sisley, „Vogue”) hinter der Kamera stand. Und deren Bilder – wie unser freizügiges Teaser-Bild – ab dem 20. Januar in der Ausstellung „Fashion!” in Berlin zu sehen sind.

 

Berlin ist … …eigentlich so nah. Doch da ich zur Zeit unglaublich viel auf Reisen bin, schaffe ich es leider beim besten Willen nicht zu meiner eigenen Vernissage.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Eine Modewoche – egal wo – ist bei mir vor allem mit Kunden-Meetings verbunden, weshalb ich oft auch nur deren Runway Shows sehe. Unverzichtbar? Mein Handy – das ist mein Baby!

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Wo immer ich bin, mache ich sofort das nächste gute Gym ausfindig und laufe oder hebe Gewichte. Dann bin ich nur in der anstrengenden BEwegung mit meinen Gedanken und kann wunderbar abschalten.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Beruflich haben mir die Kollektionen von Louis Vuitton und Marc Jacobs sehr gefallen. Privat trage ich eher Chloé, Stella McCartney und Céline. Urbane Eleganz mit einem Hauch Paris.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Ich bin keine große Shopperin. Hm, zuletzt habe ich mir eine Schaffell-Winterjacke von Acne gekauft.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Schon eine ganze weile begleitet mich meine Abendtasche von Balenciaga, eine richtig große Clutch.

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Ich glaube ja, dass die Rodarte-Schwestern noch lange nicht dort angekommen, wohin sie es definitiv schaffen können. Ihre Sachen finde ich richtig toll. Auch keine Newcomer, aber Filippa K und Acne – die machen eine Menge richtig, vor allem stilistisch, finde ich.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe das Privileg, mein Hobby, meine liebste Beschäftigung, zum Beruf zu haben. Was ich hasse, ist, so oft und lange von Zuhause weg zu sein. Von meinem Freund, unseren Freunden … In 2010 bin ich gut 200 Tage unterwegs gewesen.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Da bin ich überfragt … cant’t really. Professional Helmut Newton. but i would not i want

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Professionell muss ich Helmut Newton angeben, den ich sehr bewundere und mit dem ich mich in meiner Arbeit identifiziere. Ob ich sein privates Leben hätte haben wollen, das weiß ich nicht. Wie bei vielen Menschen, die Großes geleistet haben.

 

Wann waren Sie zuletzt in Berlin?
Als ich zwölf Jahre alt war. Und zwar nur einen halben Tag. Seitdem sollte ich schon oft in Berlin fotografieren, doch es kam immer etwas dazwischen und es haben sich bei Projekten andere Städte durchgesetzt.

 

Die Ausstellung der Werke von Camilla Åkrans ist vom 20. bis 29. Januar täglich von 12 bis 19 Uhr (am 25. und 26.1. nicht!) zu sehen in der Galerie Swedish Photography, Oranienburger Straße 27. Die Vernissage – wie erwähnt leider ohne die Künstlerin – findet am 20. Januar um 19 Uhr statt. Nur mit Akkreditierung!

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Stylistin Åsa Lundström

Während es in Mailand bei den Männerschauen bereits in die heiße Phase geht (mehr in unserer Berichterstattung), haben wir noch ein paar Countdown-Interviews, das Milano das Fashion-Week-Staffelholz an Berlin abgeben muss. Inspiriert von den schwedischen Designerinnen-Gästen machen wir in unserem Countdown weiter mit der renommierten Stylistin Åsa Lundström. Die tauschte schon vor einigen Jahren Stockholm gegen Berlin – und begeistert uns mit ihrer überbordenden Fantasie, geerdet durch skandinavischen Pragmatismus. Zu ihren Kunden gehören Magazine wie „Zoo”, „Wad Mag” oder „125”, und Marken wie Volvo, Air Berlin und Peek & Cloppenburg.
Hier ihre Fragebogen-Antworten:

 

Berlin ist … wie nichts sonst. Inspirierend, offen und einzigartig.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Wasserflaschen, Kamera, ein Stift – und im Sommer: mein Fahrrad.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Ein Glas Wein am Abend. Und manchmal einfach ein kleines bisschen später aufstehen.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Mir war Einfachheit schon immer extrem wichtig, also mag ich die trendig-blassen Farbtöne Weiß, Off-White, Crème und Beige. Alle gleichzeitig. Dirty up the white!

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Eine Mischung Vintage-Knöpfe in allen Farben und Größen bei Liberty’s in London.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Ich besitze einen schwarzen Mantel von Dries Van Noten, den ich vor Jahren in Antwerpen gekauft habe. Den trage ich immer und immer und immer wieder. Überhaupt trage ich schon lange gerne Schwarz.

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Ein großartiger Neustarter ist Hien Le. Und ich liebe ebenso Perret Schaad. Aus Schweden finde ich Altewai.Saome sehr interessant zu beobachten.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe es, Bilder zu kreieren und dazu beizutragen, eine Geschichte zu erzählen. Das sind all die guten Seiten meines Jobs – und über die (wenigen) schlechten rede ich hier nicht.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Eine schwierige Frage … Ich tendiere dazu, den schwedischen Style als ruhiger und less is more zu beschreiben. Dagegen kann deutsche Kreativität manchmal verspielter und extrovertierter sein. Allgemein sind Trends in der westlichen Welt aber ziemlich universell gültig.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Gestern: Yves Saint Laurent. Heute: Dries Van Noten.

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Die Ausstellung der schwedischen Fotografin Camilla Åkrans, organisiert vom Swedish Institut Stockholm. Home, sweet home!

 

Die studierte Industriedesignerin Åsa Lundström kann von Berlin, Hamburg oder Stockholm für Fotoproduktionen und Dreharbeiten gebucht werden. Zu ihrer verspielt gestalteten Homepage geht es hier.

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Bloggerin Sania Claus

Nur noch wenige Tage bis zum ersten Tag der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin für Herbst und Winter 2011/2012. Wir setzen unsere Schweden-Serie fort – mit einer weiteren prominenten Bloggerin aus Stockholm: Sania Claus. Sie bekam 2010 von den Leserinnen der Zeitschrift ”Chic” einen Preis für den besten Alltagslook. Jetzt bloggt sie für die Illustrierte. Hier ihre Antworten auf unsere Countdown-Fragen:

 

 

 

Berlin ist … eine Stadt, die ich unheimlich gern besuchen würde.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Highheels, verrückte Outfits – und meine Kamera.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
In dem ich mich bis zur letzten Minute so gut wie möglich darauf vorbereite.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Der Trend zum [Hosen-]Schlag – und die neuen klobigen Plattformschuhe.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Ein Paar total ausgeflippte Schuhe vom Label Finsk!

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Mein Polo-Sweater aus Wolle von Benetton! Es hält mich warm, sieht hübsch aus und ich könnte ihn ständig tragen. Zumindest im Moment …

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Ich bin ein großer Fan von House of Dagmar!

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich finde toll, wie viele Menschen ich erreiche. Doch sowie ich einnicke, verliere ich – also gibt es für mich eigentlich nie eine Pause.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Schwedische Mode ist wie das schwedische Wetter: cool und einfach. Deutsche Mode empfinde ich als globaler, lebendiger.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Karl Lagerfeldt. Eine lebende Legende.

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Leider kann ich nicht nach Berlin kommen, dabei würde ich unheimlich gern die aufregenden Streetstyles sehen!

 

Sania Claus bloggt hier. Ihr Stil? Luxus mit low budget mischen – und modisch gern mutig sein!

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Bloggerin Malin Ny

In sieben Tagen startet die Fashion Week Berlin – und wenn wir alle Anzeichen richtig deuten, wird es zugleich wieder ein großes europaweites Bloggertreffen sein. Da wir uns diesmal besonders den schwedischen Gästen widmen, kommt unsere Gesprächspartnerin aus der Blogosphäre ebenfalls aus dem hohen Norden: Die freie Journalistin Malin Ny bloggt derzeit für die Website der schwedischen Frauenzeitschrift „Chic” und stellte sich freundlicherweise unseren Fragen.

 

 

 

Berlin ist …edgy, urban und cool. Die Stadt, in der stylishe Leute eine großartige Zeit haben!

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Kamera, mein Macbook und – natürlich – hohe aber bequeme Schuhe.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Massagen und Maniküre.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Ich liebe die hellen, leuchtenden Farben bei Jil Sander und das 70er-Jahre-Feeling bei Marc Jacobs. Oh, und natürlich die zitrusfarbenen Print-Kleider von Stella McCartney. Wunderschön!

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Ein paar schwarze Schlagjeans in einem Vintage-Laden in Stockholm. Die sind ziemlich großartig.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Seide. Immer im Trend, sexy und sehr feminin.

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Acne wird langsam international richtig bekannt und gewinnt an Bedeutung. Verdient, finde ich.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe es einfach, ständig spannende und inspirierende Menschen treffen zu können.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Schwedische Mode ist strikter und eher auf Basics konzentriert, würde ich sagen.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Frida Kahlo. Ihre Kunst ist fantastisch, aber noch mehr begeistern mich ihr Optimismus und ihre Fähigkeit, das Leben zu lieben, ganz gleich wie hart es für sie war und wie viel Schmerz sie ertragen musste.

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Extrem schicke Menschen in einer alle bereichernden Atmosphäre.

 

Malin Nys Blog ist hier zu finden. Darin schreibt die 25-Jährige über ihr Leben, Popkultur, Mode („Gern in schwarzweiß!”), Musik und vieles andere.

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Anna Eriksson

Nur noch eine gute Woche, dann startet die Fashion Week Berlin – und unser Countdown geht in die Zielgerade. Und zwar mit elf Fragen an Anna Eriksson, die für den Verband der schwedischen Modeindustrie die Zusammenarbeit mit der  Mercedes-Benz Fashion Week Stockholm koordiniert und auch für die Pressearbeit der Modewoche zuständig ist.

 

 

 

Berlin ist … eine auf viele Arten inspirierende Stadt.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Bequeme Schuhe und ein Handy.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Da ich während der Fashion Week immer im Einsatz sein werde, entspanne ich mich hinterher.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Ich mag einfache Schnitte und habe immer schon in gerade Hosen investiert. Die Trendfarbe des Sommers wird mehr denn je Weiß sein, habe ich gehört.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Ein paar richtig warme Winterschuhe, die mir versprochen haben, meine Füße auch bei bis zu minus 40 Grad warm zu halten.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Ich habe nicht den einen Favoriten in meinem Kleiderschrank. Aber eine Lieblingsgfarbe: Schwarz!

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Ich freue mich auf drei Shows der Mercedes-Benz Fashion Week Stockholm ganz besonders: Die Newcomer Altewai.Saome und Hernández-Cornet sowie die Rückkehr des Labels Busnel.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe meinen Job. Punkt.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Ich weiß leider noch nicht genug über deutsche Mode, um diese Frage beantworten zu können. Fragen Sie mich nach der Fashion Week Berlin noch einmal.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Kann man Coco Chanel schon als historische Person bezeichnen?

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Ich werde versuchen, so viel wie möglich zu sehen. Definitiv werde ich die Shows der drei schwedischen Designerinnen anschauen: Camilla Norrback, Diana Orving und Ida Sjöstedt. Und die Foto-Ausstellung der schwedischen Fotografin Camilla Åkrans. [Info: Galerie Swedish Photography, Oranienburger Straße 27, 20. bis 29.1., 12 bis 19 Uhr; Vernissage am 20. Januar, 19 Uhr (nur mit Akkreditierung!)

 

Anna Eriksson arbeitet als Projektmanagerin für die Association of Swedish Fashion Brands, kurz ASFB, deren Aufgabe die Unterstützung der schwedischen Modebranche ist. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Koordination dieser Arbeit mit der Mercedes-Benz Fashion Week Stockholm.

 

Illustration (Teaser): Lina Ekstrand für Altewai.Saome

 

HÖRTIPP:
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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Jacob Östberg

Wie auch schon bei unserem ersten Countdown im letzten Jahr, haben wir nicht nur Designer sondern auch anerkannte Modeexperten befragt. In Schweden ist das zum Beispiel Jacob Östberg, Associate Professor am Centre of Fashion Studies der Universität Stockholm, einer der wenigen Hochschulen europaweit, an der Mode als anerkannte Wissenschaft gelehrt wird. Nicht zuletzt dank Unterstützern wie H&M. Seine Antworten:

 

Berlin ist … Berlin is it. Oder war das Coca-Cola? Na ja, diesen Rang müssen die zwei dann wohl teilen.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Um ehrlich zu sein, ich bin ja eher ein Akademiker, der sich für Mode interessiert, als ein Fashionisto, der sich für die Wissenschaft begeistert. Deshalb ist meine Erfahrung als Modenschau-Zuschauer eher begrenzt, um ehrlich zu sein nicht vorhanden. Also habe ich keine Ahnung, was für Dinge da nützlich wären.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Ich plane nicht, mich zu entspannen.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Oh, ich bin da außergewöhnlich offen. Ich mag alles.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Das letzte Mal habe ich meine Brieftasche geöffnet, um ein wunderschönes Räuchermännchen auf einem Berliner Weihnachtsmarkt zu erstehen. Wenn es Mode sein soll, dann wäre das ein Paar Jeans von William Rast.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Mein Tweed-Jackett von J. Crew, weil es mir dabei hilft, so zu tun, als würde ich über einen Ostküsten-Campus der USA spazieren statt in Stockholm. Manchmal brauche ich dieses Gefühl. Die meiste Zeit aber bin ich sehr glücklich an unserer Uni – und dann ist das Jackett bloß ein schickes Jackett.

 

Wer sind die vielversprechendsten Newcomer in Schweden und/oder Deutschland?
Ich weiß nicht, ob man Fifth Avenue Shoe Repair noch als Newcomer bezeichnen kann, aber ich liebe ihre Anzüge und würde sie deshalb als meine Nummer 1 angeben.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe die Tatsache, dass die Wissenschaft einer der wenigen Plätze ist, wo ungehemmte Ansprüche immer noch gefeiert werden. Wenigstens ab und zu.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Gegenfrage: Gibt es überhaupt so etwas wie „Die schwedische Mode“? Kommen Sie doch zu meinem Vortrag während der Fashion Week, da gehe ich auf dieses Thema sehr detailliert ein. [Swedish Fashion Lecture, 21. Januar 2011, 10.00–12.00 Uhr, Felleshus der Nordischen Botschaften, Rauchstr. 1, Berlin]

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Claude Lévi-Strauss

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Ich werde definitiv in der Gaststätte Zwiebelfisch am Savignyplatz vorbeischauen. Das würde ich um nichts in der Welt verpassen!

 

Jacob Östberg ist Associate Professor des Centre for Fashion Studies an der Universität Stockholm, wo er Seminare in den Bereichen Konsum, Marketing und Mode gibt. In seinen Forschungen beschäftigt sich Östberg vorwiegend mit Konsumkultur-Theorie, besonders den Themen Maskulinität und Konsum, Konsumenten-Stämme sowie Marken als kulturelle Ressourcen.

 

Teaser-Fotos: Hasse Nielsen für H&M; Montage: Nahtlos!

 

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Camilla Norrback

Auch Camilla Norrback, die Nahtlos! ja bereits in Stockholm besuchte, werden wir im Januar in Berlin wiedersehen. Und auch an sie hatten wir genau elf Fragen:

 

Berlin ist … ultra-urban und altmodisch.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Die Ruhe und meinen Fokus zu bewahren.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Gar nicht!

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Von meiner eigenen Kollektion mag ich ganz viele Styles gern – vor allem aber die Farben und Stoffoberflächen.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Weihnachtssterne für unser Büro und einen neuen Akku für mein Macbook – jetzt kann meine Arbeit wieder fließen.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Mein großer Pullover! Perfekt und warm im Winter und ebenso kuschlig im Sommer.

 

Ihre Kollektion für Herbst/Winter 2011/2012 in einem Satz?
Sophisticated but easy to wear!

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe es, zu designen. Und ich hasse es, wenn ich dafür einfach mal nicht genug Zeit finde.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Schwedische Mode ist mehr cutting edge, deutsche klassischer. Würde ich sagen …

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Mit allen starken, unabhängigen Frauen der Weltgeschichte.

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Viele Leute in angenehmer Atmosphäre.

 

Camilla Norrback, Jahrgang 1974, stammt aus Jakobstadt in Finland. Bereits mitt 13 saß sie an deer Nähmaschine, brachte sich selbst ales bei, was sie als Designerin wissen musste und lie sic zusätzlich zur Hutmacherin ausbilden. 1999 gründete sie ihr gleichnamiges Label, dass von Anfang an auf zwei Säulen stand: künstlerische Freiheit im Designprozess und Verantwortung für die Umwelt. Camilla Norrback verbindet Sinnlichkeit mit nostalgischen Elementen und Einflüssen aus gesellschaftlichen Strömungen, Kunst und Entertainment, ihre „Ecoluxury”-Mode ist aus nachhaltig gewonnenen Materialien. 2010 kam die Männerlinie Norrback dazu.

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Countdown Berlin – Die Schweden kommen: 11 Fragen an Ida Sjöstedt

Die Designer, die aus der Kälte kamen: Auf Einladung von Titelsponsor Mercedes-Benz und Veranstalter IMG werden – nach den jungen Italienern im Winter 2009/2010 – diesmal einige schwedische Designer(innen) nach Berlin reisen, um Einkäufern wie Presse ein stilistisches Update zu präsentieren. Eine der Vertreterinnen aus dem hohen Norden ist Ida Sjöstedt, die sich freundlicherweise bereits vorab unseren neugierigen Countdown-Fragen stellte:

 

Berlin ist … mir noch völlig unbekannt.

 

Was ist für Sie während einer Fashion Week unverzichtbar?
Ein Paar Highheels, ein Paar bequeme Schuhe und mein Make-up-Täschchen.

 

Wie entspannen Sie sich im Trubel der Modenschauen?
Ich nehme einen Drink.

 

Was sind Ihre Favoriten der Saison Frühjahr/Sommer 2011?
Die verspielten Kollektionen von Erdem und Christopher Kane aus London.

 

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Ein Paar schwedische Stiefel – um unseren Winter zu überleben.

 

Ihr liebstes Kleidungsstück?
Momentan wäre das meine Fake-Fur-Jacke und besagte Boots.

 

Ihre Kollektion für Herbst/Winter 2011/2012 in einem Satz?
Wunderschöne Mädchen, gefangen im Kristallpalast.

 

Was lieben und was hassen Sie an Ihrem Job?
Ich liebe die Kreativität, und ich hasse die Unsicherheit.

 

Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schwedischer Mode?
Das kann ich hoffentlich beantworten, wenn ich aus Berlin zurück bin.

 

Mit welcher historischen Person identifizieren Sie sich?
Scarlett O’Hara

 

Was werden Sie alles in Berlin sehen?
Sicherlich eine Menge deutscher Modeblogger.

 

Ida Sjöstedt wurde 1976 in Stockholm geboren. Mit 20 Jahren zog sie nach London und machte 2000 ihren Abschluss in Modedesign an der University of Westminster. Zurück in Schweden zeigte sie 2001 während der Stockholm Fashion Week ihre erste Kollektion. Ihre Show gehört seitdem zum festen Repertoire der Modewoche, außerdem ist Sjöstedt bei den Pariser Prêt-à-Porter-Schauen präsent. Als geschmackvollen Kitsch oder Eleganz trifft Ironie sind zwei Beschreibungen, die die Designerin selbst für ihre Mode wählt.

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Bommelmützen aus dem OP: Interview mit Andrada Ona von Zoe Ona

Frau Ona, ihre Erfolgsgeschichte ist ungewöhnlich: Heute machen Sie Mode, aber eigentlich sind Sie Ärztin …

Stimmt, ich komme  überhaupt nicht aus der Modebranche. Ich würde mich aber sehr wohl als eine verkappte Modedesignerin bezeichnen, ich habe ein ganz gutes Gespür für Farben, Linien und Silhouetten. Als Tochter einer Ärzte-Familie war mein beruflicher Weg zunächst vorgebahnt, eine wirkliche Alternative gab es nicht. Also studierte ich Human- und Zahnmedizin und wurde Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin in einem Kölner Krankenhaus.

Und heute machen Sie „in Mützen”. Wie kam’s?

Als Ärztin habe ich mich oft wie ausgeknockt gefühlt. Die Chirurgie ist eine Männerdomäne, wo man als Frau nur schwer vorankommt, und als ich meine zwei Kinder bekam, konnte ich nicht mehr im Krankenhaus arbeiten, der Stress, der Schichtdienst … Ich wollte aber auch berufstätig bleiben und möglichst etwas Kreatives machen. Mit meiner Nanny habe ich dann angefangen, Mützen zu stricken. Nach und nach haben wir unsere Technik perfektioniert und bekamen von allen Seiten großartiges Feedback. Weshalb ich mich schließlich entschied, das Projekt ZOE ONA professionell aufzuziehen.

Stricken Sie immer noch daheim mit dem Kindermädchen?

Ich habe mittlerweile in meinem Heimatland Rumänien eine kleine Produktionsstätte aufgebaut mit 15 Strickerinnen, die ich alle selbst ausgesucht habe. Das Finishing der Mützen machen wir aber weiterhin in Deutschland.

Ihre Abschlussnähte sind ja sehr speziell …

Genau. Durch die vielen OPs meiner Zeit als Ärztin kenne ich die Nähtechniken, die bei Gesichtsrekonstruktionen und Liftings verwendet werden. Dabei wird die Haut in den tieferen Schichten vernäht, damit keine Narben zurückbleiben. Dieser Perfektionismus ist bei mir hängengeblieben. Ich möchte, dass alles hinterher makellos und glatt, nichts zu sehen oder zu spüren ist. Am besten nahtlos. Ich bin fast besessen davon.

Wie haben denn Ihre Strickerinnen reagiert, als Sie denen diese Technik beigebracht haben?

Die waren sehr überrascht und meinten zu mir, wo denn das Problem wäre, es ginge doch auch so, ohne unsere Chirurgennaht als Abschluss der Mützen. Ich bestand aber auf meiner OP-Technik und mittlerweile klappt es ganz gut. Zwei Mitarbeiterinnen machen die Nähte fast so gut wie ich.

Viele ihrer Mützen haben Bommeln aus Pelz. Wo kommt der her?

Ich arbeite mit einem Kürschner aus Frankfurt zusammen, der Mitglied im Deutschen Pelzinstitut ist. Am Anfang war ich etwas naiv, mittlerweile aber habe ich festgestellt, dass dieses Thema Hand und Fuss haben muss. Mir war wichtig, dass die Pelze eine reine Herkunft haben, also die Tiere gut gehalten werden usw.

Was kommt als nächstes?

Ich arbeite gerade an neuen Mützen-Modellen und möchte zukünftig auch Pullover und Schals machen. Aber alles Schritt für Schritt.

Sie sind sehr ehrgeizig und perfektionistisch. Was könnte ein Punkt sein, an dem Sie denken, jetzt bin ich zufrieden und habe alles erreicht?

Ich würde mich freuen, wenn viele Leute das, was ich mache, schön finden und wiedererkennen. Schön ist zwar relativ, aber das würde mich sehr glücklich machen.

Werden Sie irgendwann einmal wieder im OP stehen?

Bestimmt. Die Medizin liegt mir immer noch sehr am Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, später eine Praxis zu führen. Morgens Ärztin, nachmittags Designerin.

Frau Ona – vielen Dank für das Gespräch. ♠ Interview: Matthias Hinz

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Interview mit Wolfgang Joop, Teil 3: Krise & Kochen

Herr Joop, Sie haben kürzlich in gleich mehreren sehr interessanten Interviews sehr offen zu einem Begriff Stellung genommen, den eigentlich keiner mehr hören kann: Krise.

Sie ist nun mal da. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass wir seit 20 Jahren auf einer längst zu ende gegangenen Party herumstehen und gleichzeitig schon den hangover spüren. Leider spricht so etwas nur ein ganz kleiner Kreis von Leuten auch aus.

Haben Sie denn ein Rezept gegen den Frust, der wohl jeden in einer Wirtschafts-Malaise gelegentlich überkommt?

Don’t shop, do it yourself! Ich bin gerade regelrecht berauscht von der Idee gewisse Dinge selber zu erschaffen, wie z.B. Möbel, denn ich hatte schon immer eine Begabung, mich mit leichter Hand eklektizistisch einzurichten. Daher habe ich jetzt einen Vertrag mit den Wiener Werkstätten abgeschlossen und werde für die Möbel entwerfen. Eine kleine Kollektion.

Haben Sie denn ein Lieblingsmöbelstück?

Ich bin ein Sessel- und Stühle-Fetischist! Ich habe ich ein ganzes Lager, in das alle Möbel, die ich bei Umzügen nicht mehr brauchte oder wollte, eingelagert wurden. Das hatte ich schon ganz vergessen. Nun stehen da glaube ich über Hundert verschiedene Stühle drin. Eines der besondersten Stücke, die ich je besaß war von Alexandre Noll, aus einem Nussbaumstamm geschnitzt. Für den habe ich mal viel Geld bezahlt, und bei einer Versteigerung haben ihn sich das ehemalige Topmodel Stephanie Seymour und ihr Mann für 600 000 Dollar gegönnt. Für die Wiener Werkstätten würde ich aber gern etwas entwerfen, was Klimt’isch den Jugendstil neu interpretiert. Organisch, lebend … Ein festes Thema habe ich auch schon, das verrate ich aber noch nicht.

Ihr Drang nach Selbermachen macht auch vor der Küche nicht halt.

Ich koche schon lange lieber in Windeseile selbst bevor ich mich bekochen lasse, mein erstes Kochbuch hieß deshalb auch „Hectic Cuisine”.

Das habe ich daheim – und liebe die Limonen-Spaghetti!

Sowie ich die Zeit finde, wird es auch ein zweites Buch geben, ich werde dauernd danach gefragt und habe mich vorsorglich auch schon mit einem Koch-Coach befreundet, einem bildhübschen jungen Mann aus Tirol.

Gibt es bei allem, womit Sie sich beschäftigen eine Königin Ihrer Interessen?

Nein, ich koche gern, liebe Einrichten, Modemachen sowieso – und den Bereich der ernsthaften Kunst, in dem ich mittlerweile gelandet bin. Wobei ich ja finde, dass eine Modekollektion viel ernsthafter und schwieriger ist. Das sieht man schon daran, dass es in jeder Großstadt akzeptable Künstler und zig Galerien gibt, aber kaum nur sehr wenig Boutiquen, in denen etwas wirklich Relevantes hängt. Suzy Menkes hat einmal gesagt, es gebe nur alle sieben Jahre eine modische Überraschung, einen spannenden Newcomer. Und diese Überraschung die schaffe ich mir mit Wunderkind eben selbst.

Nicht zu vergessen Ihren neuen Duft „Freigeist“.

Ein weiterer erfüllter Wunsch, ja, denn es gibt wohl keinen Modemacher, der nicht von einem Parfüm träumt, dem einen „Kleid“ am Körper, das immer sitzt.

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Interview: Christina Arend von Arrondissement Aq1

Christina Arend

Christina Arend, Ihr Show-Debüt gaben Sie bei der Mercedes-Benz Fashion Week 2009 in Berlin und blieben auch die darauf folgenden zwei Modewochen mit Arrondissement Aq1 auf dem Schauen-Kalender. Im Juli dann der New Faces Award der Zeitschrift „Bunte“ –  was haben Sie besser oder richtiger gemacht als andere junge Designer?
Keine Ahnung, was jetzt besser oder richtiger war. Bis jetzt bin ich immer meiner eigenen Intuition gefolgt, habe einfach gemacht! Trotz allem „Auf-das-Bauchgefühl-Hören“,  arbeite ich sehr organisiert und bis ins Detail. So war bisher mein persönlicher Weg – und der ist eh bei jedem anders.
Alle Welt verherrlicht Begriffe wie Teamwork und team player, doch viele der größten technischen Errungenschaften und Kunstwerke, sind von Allein,tätern‘ geschaffen worden. Wie viel Einsamkeit braucht Kreativität?
Das ist eine gute Frage. Teamwork ist wichtig, und aus einer Grundidee kann mit der Unterstützung, Kompetenz und Kritik eines guten Teams und dem richtigen Feeling ganz viel entstehen. Und doch sind kreative Menschen oft in vielerlei Hinsicht extremer als andere, können nur so die entsprechende gestalterische Leistung bringen. Man wechselt ständig von einer kreativen Phase in die nächste, folgt einer Vision, die nur man selbst ganz klar vor Augen hat und einem Gegenüber oft nur schwer erklären kann. Gleichzeitig ist die daraus resultierende Einsamkeit auch nicht jedermanns Sache, und man muss bei aller – harten – Arbeit seine eigenen Kraftreserven gut kennen und Prioritäten setzen. In meinem Umfeld habe ich Gott sei Dank Menschen, die mich und was ich künstlerisch ausdrücken will, extrem gut verstehen. Das finde ich keineswegs selbstverständlich und freue mich umso mehr darüber, dass es so ist.
In einem Interview haben Sie mal gesagt, dass Flughäfen Sie inspirieren würden. Haben Sie Lieblings-Schalterhallen oder -Business-Class-Lounges? Wo kommen Ihnen die besten Ideen: MUC oder JFK?
Also die allerbesten Ideen kommen mir genau zwischen MUC und JFK, die Business Class Lounges kenne ich dagegen leider nur vom Hörensagen. Mal im Ernst: eigentlich ist egal welche Schalterhalle es ist und wo ich mich gerade befinde, am Flughafen oder in einem Flugzeuge zu sein, das fühlt sich immer anders an. Neue Menschen, Nationalitäten, Stimmungen. Ich war schon immer von Fernweh getrieben, diese Atmosphäre von Aufbruch, von „Weit-weg-Sein“ stimuliert mich emotional und fördert meinen Kreativität ungemein.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=r_p9NiO89BY&hd=1]

Sie haben Arrondissement Aq1 direkt in den Boom der Modeblogs, wie Les Mads & Co. hinein gegründet. Haben Online-Medien ihre Karriere beflügelt?
Also mir wurde tatsächlich erst mit der Gründung von Aq1 bewusst, wie weit verbreitet Online-Medien und Blogs mittlerweile sind. Das ist eine Welt für sich, mit ihren ganz eigenen Regeln. Und wie viele Menschen das erreicht! Das ist aber alles, glaube ich, nur ein Vorgeschmack auf die künftige Medienwelt. Alleine die Geschwindigkeit, in der sich Neuigkeiten verbreiten können, beeinflusst immens. Sozusagen: vom Runway direkt  ins Wohnzimmer. Als Designer kann man durch Blogs plötzlich direkt mit Modeliebhabern und Konsumenten ,sprechen‘ – und diese wierderum mit ihren liebsten Labels kommunizieren. Diesen Austausch gibt’s nirgendwo sonst.

Wie unterscheiden sich – aus Ihrer Erfahrung – Online- von Print-Magazinen?
Online-Medien sind schnell, Printmedien können nachhaltiger sein – und mir wäre es am liebsten, beide könnten weiterhin co-existieren. Sie ergänzen sich nämlich eigentlich wunderbar. Momentan aber herrscht eine solche Schwemme an Online-Seiten, dass ich für eine Qualitätsoffensive plädieren würde. Ich selbst bin immer noch sehr printorientiert, ich fühle und rieche gern beim Lesen. Das ist online ja (noch) nicht möglich.
Was für Blogs würden Sie sich denn wünschen?
Ich würde mir Blogs wünschen, deren  Macher Spaß daran haben, in die Tiefe einer Materie einzusteigen, die sich intensiv mit einer Thematik befassen. Wenn sie sich nebenbei selbst inszenieren, finde ich das völlig OK, oft macht genau das den eigenen Stil eines Blogs aus. Nur der ‚Stoff‘ darf nicht darunter leiden. Eine visuell ansprechende Seite, auf der die Initiatoren mehr ,abdrucken‘ als Pressetexte von Marken – das finde ich das Mindeste. Was mich auch stört, ist, dass mancher Blogger sich als letzte Instanz fühlen. Sicher, es gibt die Ansicht, dass Blogs  das wohl letzte Mittel der freien Meinungsäußerung sind. Allerdings lassen sich mittlerweile viele Blogger kaufen, was die Authentizität natürlich zerstört, und wieder einmal beweist, was mit einem Trend passiert, wenn er aus dem Untergrund im Mainstream ankommt: er wird korrumpiert.
Wie schwer war es für Sie als Süddeutsche sich in Berlin einen festen Platz in der Mode-Szene und unter den Kollegen zu erkämpfen?
Es ist schön einmal so eine Frage gestellt zu bekommen. Ich persönlich halte nicht viel von diesem „Berlin oder nicht Berlin“-Sein. Trotzdem gilt international längst die Gleichung „German brand = Berlin brand“. Also finde ich es gut, zeigen zu können, dass man nicht aus Berlin stammen muss, um sich modisch Gehör zu verschaffen.
Der Durchbruch: Können Sie sich an den einen Moment erinnern, in dem Sie spürten es geschafft zu haben?
Die Frage ist doch eher: was genau heißt Durchbruch? Die erste Modenschau? Ein gewonnener Preis? Oder eher harte wirtschaftliche Erfolgs-Fakten? Einen einzigen Moment erinnere ich nicht – das alles ist sehr überwältigend. Die erste Show im Januar 2009 war sicherlich der bisher größte, aufwühlendste Tag für mich. Nie hätte ich damit gerechnet, so früh in meiner Karriere eine Laufsteg-Show zu machen. Und dann ging alles so unglaublich schnell, kaum zu begreifen …
Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept gegen Motivations-Tiefs?
Ich habe noch keins gefunden … Ich versuche einfach, meiner inneren Stimme zuzuhören und mich zu erinnern, dass ich trotz Mode-Wahnsinn ein Mensch mit Grenzen bin.
Ihre Mode in drei Worten!
Chic, casual, easy
Waren Sie sich Ihrer Design-Handschrift immer sicher? Oder gab es Zweifel und Kurskorrekturen?
Wenn man sich immer sicher ist, wird man sich kaum verbessern können. Man entwickelt sich und so entwickelt sich dann auch die eigene Arbeit. Mein Stil hat sich im Vergleich zu früher massiv gewandelt, bei Aq1 gab es aber keinen wirklichen ,Kurswechsel‘. Vor allem eines hat sich nie geändert: dass ich einige Aspekte meiner Mode durchaus ironisch meine.
Wissen Sie aus dem Kopf wie viele Facebook-Fans Arrondissement Aq1 hat?
Nein.
Wo trifft man die Münchnerin Christina Arend Samstagnacht am ehesten an? Bitte begründen!
a) An der Bar des P1?
b) Im Parkett der Münchner Kammerspiele?
c) Ganz vor an der Bühne beim Linkin-Park-Konzert?
In keinem der drei Szenarien! Ich bin kein Club-Typ, das ist mir alles zu anonym, und überhaupt verbringen ich gerade Sommertage lieber draußen in der Natur. Ich genieße alles was einfach und echt ist.
Sind Sie ein Workaholic?
Ja, und das muss ich dringend ändern!
Christina Arend – vielen Dank für das Gespräch. Interview: Matthias Hinz

Die Münchnerin Christina Arend, geboren 1984, hat sich kreativ schon reichlich austoben können in ihrer noch jungen Laufbahn. Sie studierte Modedesign, arbeitete bei Kaviar Gauche in Berlin, Jasmine Di Milo in London und bei Fendi in New York, widmete sich Illustrations-Projekten und dachte eigentlich die ganze Zeit nur an eines: ihr eigenes Label „made in Germany“. Arrondissement Aq1 steht übrigens für den lateinischen Code für Adler, ein Spiel mit der niederländischen Bedeutung ihres Nachnamens Arend. Ganz schön kompliziert für eine Mode, die eigentlich keine große Erklärung braucht.


Interview mit Wolfgang Joop, Teil 2: Freigeist & Fashion

Ihr neuer Duft heißt „Freigeist“. Finden Sie denn, dass es gerade eine gute Zeit ist für Freigeister in Deutschland?

Für Freigeister gibt es in dem Sinne keine gute Zeit, weil sich die breite Masse immer gegen ihre Erkenntnisse und revolutionäre Ideen stemmt. Aber ich finde wir brauchen Freigeister! Ich verstehe manchmal wirklich nicht, was hier los ist: all diese fashion victims, monetär wie intellektuell bestens ausgestattet und trotzdem irgendwie stumm. Wir sind in einem Zeitalter der Superkommunikation angelangt – und keiner macht das Maul auf! Ich meine, I don’t get it. Really! Da kann ich nur sagen, auf den, der anders denkt, innovativ, der mit alten Mustern mal Schluss macht, alte Formen zerbricht um neue zu finden – auf den warte ich wie auf den Messias.

Haben Sie das Gefühl, Sie müssen es selber machen?

Ja, natürlich, das muss im Endeffekt jeder selber machen, so war es immer. Einer hat sich stets von allen Vorbildern gelöst und ist seinen Weg allein gegangen.

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Interview mit Wolfgang Joop, Teil 1: Mode-Mainstream & Moral

Ab sofort und in loser Folge veröffentliche ich hier Antworten, die mir Multitalent Wolfgang Joop (Wunderkind) in einem Interview zur Premiere seines neuen Herrenduftes „Freigeist“ auf verschiedenste Fragen gab.

Herr Joop, wäre eine Designlinie für die Massen à la Comme des Garçons für H&M ein reizvolles Projekt für Sie? Ihre Kollegin Jil Sander, eine Freundin aus gemeinsamen Hamburger Tagen …

Sie war meine Freundin, ja. Wir haben zusammen angefangen und uns damals sehr viel ausgetauscht.

Fänden Sie denn eine Kollektion wie Jil Sander sie für das japanische Label Uniqlo entwirft spannend? Als modisches Demokratisierungs-Projekt?

Demokratisierung würde ich solche Kooperationen nicht zwangsläufig nennen, denn für mich ist die Frage, wo etwas herkommt mittlerweile viel wichtiger. Unter welchen Bedingungen entsteht etwas, wie moralisch ist das Endprodukt? Diesem Thema muss man sich leider heute auch stellen! Und persönlich muss ich Ihnen sagen, finde ich Fast Fashion nicht so wahnsinnig sinnvoll. Ich bin mehr für slow, für Nachdenken und Nachhaltigkeit, so wie ich es auch bei meinem Label Wunderkind praktiziere.

Es ist schließlich eine ziemliche intime Angelegenheit, einem anderen Menschen Kleidung, quasi eine Haut überzuwerfen. Das sollte mit äußerster Konzentration und langsam entworfen werden. Gerade eine Jil Sander, die ja damals wie keine andere für Langlebigkeit und Nachhaltigkeit stand, für Luxusprodukte, die auch Patina haben dürfen, die man ewig behält, und die sich persönlich geradezu ekelte, wenn sich ein Gewebe nicht gut anfasste …

Aber gerade für Marken wie Comme des Garçons, wie Sonia Rykiel oder Matthew Williamson, die sonst unter dem Radar der Konsumenten agieren, eher Insider-Label sind, hat die Kollektion für die schwedische Kette doch einen image boost bedeutet. Ihnen geht Nachhaltigkeit vor Markenbekanntheit?

Die Grundidee ist sehr schön, etwas zu machen, das sich jeder leisten kann. Die Wahrheit aber ist, dass Luxus niemals für jeden da war. Darüberhinaus würde es mich sehr wohl reizen mit einer großen Organisation Dinge zu tun, die man großartig an die breite Masse verteilen kann.

Was müsste das sein, haben Sie da bereits etwas ausgeheckt?

Nein. Aber ich habe Pullover bei einer Textilkette gekauft, 30 Euro das Stück und wirklich fabelhaft gemacht – nur weiß ich, wo die gemacht werden. In einem winzigen türkischen Dorf, das quasi blockiert und erpresst wird. Da stricken die Mädchen und auch noch die Omis und kriegen vielleicht drei Euro pro Stücke. Die zahlen die Rechnung dafür, dass die Filialen der Marke dafür in den besten Lagen eröffnen und wir günstige Pullis kaufen können. Das ist ein Preis, der hat mit dem, was Sie an der Kasse zu zahlen haben, nichts zu tun.

In gewisser Weise finde ich das Verkleidungsspiel, sich ständig was Neues zu kaufen und Altes wegzuwerfen trotzdem in Ordnung, aber that’s not MY business! Ich mache lieber andere Dinge, wie zuletzt modische Kompressionsstrümpfe mit der Firma Medi, richtige High-Tech-Kleidung. Ich trage sie ständig, werde auch keine anderen mehr anziehen, weil sie mich harte Tage überstehen lassen und ich mit ihnen an den Füßen durch ganz Barcelona gelaufen bin. Diesen Industriebereich finde ich spannend, würde auch gern ein Auto entwerfen, eine Kaffeemaschine …

Produkte, die uns gut durch den Alltag begleiten, wie auch ein Parfüm, darum geht es doch heute. Ich hasse es, zu sehen, was sich alles in meinem Kleiderschrank aufgestaut hat, und warte ehrlich gesagt auf den Tag, der mir so viel Freiheit gibt, das alles wegzuwerfen. Um nur noch das zu haben, was ich wirklich anziehe, wie diese Jeans, die seit 20 Jahren bei mir bleibt. Und das darf nur Weniges. Und in nächster Zeit begleiten darf mich noch viel weniger!

In Teil 2 des Gespräches: Höchste Zeit für Freigeister?

Foto(s): PR

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Interview mit Wolfgang Joop, Teil 4: Heimat & Melancholie

Wolfgang Joop 1

Mit Modekollektionen ist es so: das Kind ist noch nicht groß und schon muss man das nächste gebären. Man zeigt seine Sommerentwürfe und sucht Tags darauf Stoffe für den nächsten Winter aus. Das ist wirklich schwer, denn man sieht die Dinge ja nicht sofort, die man im Kopf hat. Sie entstehen langsam, in der Realisation der Vision. Bevor ich mit Wunderkind nach Paris ging und den einzig richtigen Platz für meine Kollektionen fand, zeigten wir die Wunderkind-Kollektion noch in New York, weil ich dachte „Der Platz ist Dir vertraut“. Bis ich irgendwann merkte, dass mir die Stadt vertraut und gleichzeitig zu weit weg war von Potsdam. Ich sah nichts, nichts entstehen, ich sah es einfach nicht. Und die Angst wurde immer größer, und die Frage immer lauter: Wieso mache ich das eigentlich?

Nun lebe ich an einem See, gegenüber ist ein Schloss. Sich damit zu beschäftigen, wie man an die andere Seite kommt, im übertragenen Sinne, das ist spannend. Und zu überlegen – wie es Woody Allen in „Match Point“ anschaulich macht – wie weit gehe ich, um mich zu retten, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich weiß noch genau, nach dem Film wusste ich kaum noch wie ich den Mantel anziehen sollte, als ich aus dem Kino kam.

Am nächsten Tag ging ich dann in die Ausstellung eines Kollegen, da standen drei Sätze an der Wand: „Es gibt Menschen, die denken. Es gibt Menschen, die denken zu Ende. Und es gibt Menschen, die denken das Unmögliche.“ Scheinbar Unmögliches zu denken … da wurde mir schlagartig klar, dass niemand, der zu neuen Ufern aufbricht, weiß ob und wann er ankommt. Aber Gott sei Dank gibt es die, die es trotzdem tun. Sonst wären wir immer am gleichen Ort geblieben. Echte Freigeister eben, von denen manche sich konkrete Gründe zur Innovation oder Revolution suchen, andere von ihrem Glauben angetrieben werden. Für mich hängt aber sehr viel von Bildern ab, die uns die Kunst liefert und zur Erkenntnis beitragen, „Es muss sich was ändern“.

In diesem Kontext finde ich wichtig zu erwähnen, dass die Melancholie als Gefühlszustand in der Aufklärung, im späten 18. Jahrhundert durchaus nichts Negatives war, oft sozusagen der Ursprung eines Freigeistes. In der heutigen Zeit, wo alles steril und stark und prosperierend sein muss, wird Melancholie mit Depression gleichgesetzt und unterdrückt. Dabei ist Melancholie, ein nachdenkliches Innehalten, ein ganz normaler Zustand. Ja, fast ein Privileg, sich die Freiheit zu nehmen, die Tiefe eines Augenblickes zu spüren, die Einsamkeit, und dann die Kraft zu haben, nicht ins Düstere abzugleiten, sondern mit neuer Klarheit am anderen Ufer anzukommen.

Freiheit, das ist ohnehin ein ganz philosophischer Begriff. Mit der muss man auch umgehen können, mit der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.

Zum Begriff Heimat muss ich noch etwas hinzufügen: Ich fand in meiner Zeit in New York spannend an mir selbst zu erleben, wie stark ich meine eigene Persönlichkeit bewahren kann, meine ethnischen, meine Stammeswurzeln, damit ich nicht in der fremden Kultur nicht untergehe. In meiner Fantasie bestanden meine Heimatbilder aus meinen Großeltern, dem Hof mit den Tieren, einer intakten Nachkriegsgesellschaft, die aus erlittenem Mangel unablässig produzierte. In unserer jetzigen, grenzenlosen Welt kannst du überhaupt nur mit deiner eigenen, geschärften Identität noch erkannt werden – und dann auch eine Marke werden. Heimat finde ich heute in meinem Team und in meiner Arbeit.

Foto(s): PR

Countdown Berlin #32: Fragen an Viktoria Strehle, Strenesse Blue

Viktoria Strehle von Strenesse

Viktoria Strehle wurde das Modegeschäft in die Wiege gelegt. Im Familienunternehmen Strenesse führt sie nun die junge Linie Strenesse Blue

Berlin ist … eine echte Hauptstadt: herausfordernd, anstrengend, inspirierend, unglaublich kommunikativ und ganz und gar ungewöhnlich und individuell.

Was ist für Sie während der Berliner Modewoche unverzichtbar?
Haargummi und Sicherheitsnadeln.

Ihr kulinarischer Berlin-Geheimtipp?
Der Goldene Hahn in der Pücklerstrasse in Kreuzberg. Fabelhafte italienische Küche, der Raum nicht sehr groß, die Gäste sehr berlinerisch, und der Wirt ist ein unschlagbarer DJ.

Ihre Ruheoase in Berlin während der Modewoche?
Sie träumen wohl! Während der Modewoche weiß ich nicht mal, wie man „Ruhe“ buchstabiert.

Worauf freuen Sie sich besonders im Mode-Sommer 2010?
Leichte, weiche Sommerkleider, die viel Haut zeigen.

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Gartenbücher, und zwar stapelweise. Ich habe gerade meinen grünen Daumen entdeckt und den Garten in Nördlingen unter meine Fittiche genommen: Staudengewächse, Rosen, Clematis und Geißblatt – und ich könnte Ihnen jederzeit einen Vortrag über den notwendigen PH-Wert der Erde für Rhododendren und Hortensien halten.

Ihr Lieblingskleidungsstück?
Eine weiche Hose aus gecrashtem Leder aus der Blue-Sommer-Kollektion 2010. Die bequemste Hose der Welt – man fühlt sich wie in einer Jogginghose, ist aber unschlagbar sexy, vor allem mit Absätzen.

Ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2010/2011 in einem Satz.
Pure Lebensfreude!

Was lieben und was ‚hassen’ Sie an Ihrem Job?
Ich liebe, dass ich zufällig genau das beruflichen machen darf, was ich am besten kann und was mir am meisten Spaß macht.

Was haben Sie aus der Wirtschaftskrise gelernt?
Dass die Kombination aus Kreativität, Individualität und Stil auch Krisen überdauert – sowohl persönliche, als auch globale.

Mit welcher historischen Figur identifizieren Sie sich?
Ich würde ja gerne sagen: Madame [de] Pompadour, aber das wäre total gelogen.

Viktoria Strehle ist Creative Director der Marke Strenesse Blue.

LESETIPP:
Hier finden Sie viele weitere Interviews aus der Nahtlos! Serie „Countdown Berlin

HÖRTIPP:
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Countdown Berlin #31: 11 Fragen an Livia Ximénez Carrillo & Christine Pluess von mongrels in common

  1. Berlin ist … unsere kreative Heimat.
  2. Was ist für Sie während der Berliner Modewoche unverzichtbar?
    Club Mate – um den Modemarathon zu überstehen.
  3. Ihr kulinarischer Berlin-Geheimtipp?
    Rodeo Berlin.
  4. Ihre Ruheoase in Berlin während der Modewoche?
    Liquidrom und Badeschiff.
  5. Worauf freuen Sie sich besonders im Mode-Sommer 2010?
    Luftige Seidenkleider.
  6. Was haben Sie zuletzt gekauft?
    Warme Handschuhe für den kalten Berliner Winter.
  7. Ihr Lieblingskleidungsstück?
    Unsere Kaschmir Jogginghose: wir leben darin!
  8. Ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2010/2011 in einem Satz.
    Bonn-New York: what a combination.
  9. Was lieben und was ‚hassen’ Sie an Ihrem Job?
    Wir lieben die Kreativität und hassen unsere Augenränder.
  10. Was haben Sie aus der Wirtschaftskrise gelernt?
    Mit geringen Mitteln das Maximum rausholen, also kreativ improvisieren.

Livia Ximénez Carrillo und Christine Pluess gründeten mongrels in common 2006. Getreu dem Namen ihres Labels – „Gemeinsamkeit: Mischling“ – geht es in ihren Kollektionen um die Vermischung von Geschlechtern, Kulturen und Epochen. Männliche und weibliche Elemente werden durch ungewöhnliche Schnitte zu einem neuen coolen und sexy Look kombiniert. Preise bisher: „Moët Fashion Award 2006“ und den „Designers Award“ der Messe Premium 2007/2008.

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Countdown Berlin #30: Fragen an Designer Kilian Kerner

Der gebürtige Kölner Kilian Kerner wurde auf der Mercedes-Benz Fashion Week zum Modeszene-Liebling. Seither zeigt er regelmäßig in Berlin

Berlin ist … sexy, schmutzig und mein Zuhause.

Haben Sie einen Talisman oder bestimmte Modewoche-Rituale?
Hm, bei der letzen Show habe ich mal eine Medaille meines Ex-Freunds um den Arm getragen die er mit 12 Jahren oder so beim Schwimmen gewonnen hat. Ach ja, ich kaufe mir vor jeder Show neue Unterwäsche. Das ist mein Tick.

Ihr kulinarischer Berlin-Geheimtipp?
Ich würde das gerne umdrehen. Ich liebe Gyros und habe immer noch keinen wirklich guten Griechen in Berlin gefunden. Hat jemand einen Tipp? Bitte an: info[at]kiliankerner.de

Ihre Ruheoase während der Modewoche?
Die gibt’s nicht und die will ich auch gar nicht. Da wird gepowert bis zum umfallen und das ist auch genial so, weil ich den Stress einer Fashion Week liebe.

Worauf freuen Sie sich besonders im Mode-Sommer 2010?
Auf Frauen in goldenen Overalls oder Minikleidern und Männer mit schönen Beinen in kurzen Hosen.

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Die neue Nena-CD, eine Konzertkarte für Placebo und blaue Chucks-Sneaker.

Ihr Lieblingskleidungsstück?
Momentan eine alte Jogginghose aus der DDR-Zeit. Davon hab ich mir gleich mehrere gekauft, weil sie so bequem sind, wenn man kurz vor Kollektionsende eh abends nicht mehr heim geht.

Ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2010/2011 in einem Satz.
„Was der Himmel sagt“.

Was lieben und was ‚hassen’ Sie an Ihrer Arbeit?
Ich liebe, dass es kein Job ist sondern das was ich lebe und liebe. Und was ich liebe, kann ich nicht hassen.

Was haben Sie aus der Wirtschaftskrise gelernt?
Dass ich mit dem Kopf durch die Wand laufen kann und niemals aufgebe!

Mit welcher historischen Figur identifizieren Sie sich?
Ehrlich gesagt mit keiner.

Kilian Kerner ist Designer seiner eigenen Linie sowie in diversen anderen Modeprojekten aktiv: German Garment, Kerner & Bruhn, Kilian Kerner 4 Komodo und No Ifs. Anstatt Emotionen als Bühnenschauspiel zu präsentieren, verwandelt Kilian Kerner sie in sensible Mode aus fließenden Materialien, elegant-ausgefallen in der Schnittführung, die er musikalisch untermalt auf den Laufsteg bringt.

Foto: Marius Uhlig

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Countdown Berlin #29: 11 Fragen an Anja Bruhn

  1. Berlin ist … meine Heimat.
  2. Was ist für Sie während der Berliner Modewoche unverzichtbar?
    Meine Handtasche, um alle anderen unverzichtbaren Dinge bei mir zu haben.
  3. Ihr kulinarischer Berlin-Geheimtipp?
    Der Ketwurststand in der Schönhauser Allee. Den Hotdog der DDR sollte jeder Berlin-Besucher mal probiert haben.
  4. Ihre Ruheoase während der Modewoche?
    Mein gemütliches Sofa.
  5. Worauf freuen Sie sich besonders im Mode-Sommer 2010?
    Ich freue mich darauf, dass es meine Sommerkollektion zu kaufen gibt und meine Taschen von Frauenhänden in die Welt hinausgetragen werden.
  6. Was haben Sie zuletzt gekauft?
    Eine CD von People in Planes.
  7. Ihr Lieblingskleidungsstück?
    Ein paar sehr bequeme Lederstiefel.
  8. Ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2010/2011 in einem Satz.
    „Soirée Royale“. Eine Kollektion gemacht für Diven: funkelnd und glamourös.
  9. Was lieben und was ‚hassen’ Sie an Ihrer Arbeit?
    Ich liebe es, kreativ zu sein. Und ich hasse, kreativ sein zu müssen.
  10. Was haben Sie aus der Wirtschaftskrise gelernt?
    Dass Marc Aurel Recht hatte mit diesem Satz: „Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt.“
  11. Mit welcher historischen Figur identifizieren Sie sich?
    Mich umgeben, beeindrucken und faszinieren jeden Tag verschiedenste starke Frauen, da brauche ich nicht in die Geschichte zurück zu blicken.

Anja Bruhn gestaltet für ihr Accessoire-Label ab Gürtel und Handtaschen, die Funktion und Chic vereinen. Ihre Kollaborationen mit Kilian Kerner erscheinen unter dem Markennamen Kerner & Bruhn.

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Countdown Berlin #28: Fragen an Designerin Dorothee Schumacher

Stark und schön ist die Frau, die Designerin Dorothee Schumacher in ihrer Mode sieht. Ihr Motto: Garderobe als Ausdruck von Persönlichkeit

Berlin ist … überaus spannend, kreativ, international, überraschend, gegensätzlich. Aber momentan ist Berlin für mich nur eines: unsere Eröffnungsshow am 20. Januar um 10 Uhr!

Was ist für Sie während der Berliner Modewoche unverzichtbar?
Wenn es weiterhin so kalt bleibt, ist mein nudefarbener Vintage-Pelz-Muff unverzichtbar!

Ihr kulinarischer Berlin-Geheimtipp?
Privat, bei meiner besten Freundin, die ihre Gäste leidenschaftlich gern mit Köstlichkeiten verwöhnt.

Ihre Ruheoase während der Modewoche?
Das Team des Hotel de Rome erfüllt mir jeden Wunsch – selbst eine Massage um 6 Uhr früh.

Worauf freuen Sie sich besonders im Mode-Sommer 2010?
Auf einen perfekten Mix aus zartem Luxus und souveräner Lässigkeit.

Was haben Sie zuletzt gekauft?
Den wunderschönsten Vogelkäfig der Welt, in Kopenhagen, von Tage Andersen.

Ihr Lieblingskleidungsstück?
Mein hauchzartes, drapiertes Seidentop, weil es sich wunderbar kombinieren lässt und zu jeder Gelegenheit passt. Ich liebe Seide!

Ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2010/2011 in einem Satz.
Rebels, Rulebreakers & True Romantics!

Was lieben und was ‚hassen’ Sie an Ihrer Arbeit?
Ich liebe es, mit meiner Mode zu berühren und zu begeistern. Schade finde ich, dass Mode häufig als oberflächlich abgetan wird.

Was haben Sie aus der Wirtschaftskrise gelernt?
Dass man mutig vorangehen und positiv denken muss.

Mit welcher historischen Figur identifizieren Sie sich?
Um mich mit einem Menschen identifizieren zu können, muss ich ihn kennengelernt haben, ihn „fühlen“. Nachhaltig bewegt und beeindruckt hat mich die Begegnung mit Rosina Missoni. Sie hat es geschafft, mit viel Herz ein international sehr erfolgreiches Modeunternehmen aufzubauen, immer großen Wert auf ihr Familienleben gelegt und ist auch im Alter noch so im „Hier“, jung, kreativ und fröhlich. Das bewundere ich sehr!

Stark und schön soll sie sein, die Schumacher-Frau, Mode als Ausdruck für Persönlichkeit und Weiblichkeit, das bedeutet u.a. verspielte Schluppen im Kontrast zu geraden Schnitten. Die Designerin Dorothee Schumacher ist dabei praktisch ihr eigenes testimonial, denn neben einem mittlerweile international aufgestellten Modelabel zieht sie vier Kinder groß.

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