Nicht auf SAND gebaut: Die dänische Modemarke startet erneut durch in Deutschland [Interview]

Für eine Zeit war es still geworden in Deutschland um die Marke Sand. Dem Medienhype, den auch ich damals nur zu gern als Fan der Marke mitbefeuerte, folgte ein paar Jahre später plötzlich Stillschweigen. Jetzt startet die Marke, die Lene und Sören Sand 1981 in Dänemark gründeten, wieder durch in Deutschland. Was uns freut, denn vor allem die men’s wear mit den mediterran fröhlichen Farben, den klassischen englischen Stoffen und der skandinavisch schnörkellosen Silhouette sind eine willkommene Ergänzung zum formellen Einerlei der Herrengarderobe.

 

Beim Showroom-Tag in München befragte ich gleich mal Gerard Ruiz, PR Manager Sand, seit zehn Jahren im Unternehmen und derzeit Brand und Export Manager des Unternehmens, zur Zukunft von Sand, der angeblich kränkelnden Pitti Uomo sowie dem wichtigsten Stilelement in der Sand-Winterkollektion 2011/2012.

 

Was ist mit Sand in Deutschland los? Ich kann mich noch gut erinnern, als die Marke hierzulande startete und plötzlich in allen großen Magazinen auftauchte. Die Männerkollektion hat mit damals besonders gut gefallen, die war mal etwas lauter, ohne vulgär zu wirken, war gut geschnitten, hatte ein paar mutige Accessoires zu bieten. Und dann wurde es plötzlich eigenartig still um Sand, die Mode verschwand zumindest medial aus dem Blickfeld. Was war passiert?

 

Stimmt, das deutsche Presseecho war gigantisch, die Redakteure rissen sich um unsere runway pieces, wir hatten einen großen Showroom im Düsseldorfer Medienhafen. Doch es ist etwas anderes und ungleich schwieriger, diese Begeisterung auch zum Endkunden zu transportieren. Da haben wir noch einiges nachzuholen, haben deshalb vor einem Jahr den Distributor gewechselt, die PR-Agentur und wollen es jetzt noch einmal wissen. Der deutsche Markt ist groß und deshalb interessant für uns, und auf das Produkt können wir uns weiterhin verlassen.

 

Überraschend war für mich immer, wie wenig skandinavisch Sand ist. Schaut man auf die Männermode, dann sieht man englische Gentleman-Looks, temperiert mit ganz viel dolce vita.

 

Das ist eine perfekte Beschreibung unseres Stils. Schottischer Tweed, fröhliche Farben, dazu slim-fit-Teile, für uns ist das ein immer spannender Mix.

 

Sand

 

Was sind die nächsten großen Schritte für Sand?

 

Wir wollen im Export wachsen, insbesondere die Pink Line läuft gut. Sie ist extrem farbenfroh, sehr detailgetreu. 150 der wichtigsten Türen in den USA haben wir bereits geknackt. Der nordamerikanische und kanadische Markt sind sehr reizvoll und entwickeln sich prächtig für uns.

 

Ist die Männerkollektion der wichtigste Umsatzbringer?

 

Definitiv, dieser Zweig der Firma wächst am stärksten. Dabei haben wir 1981 mal mit Frauenmode angefangen.

 

Ungewöhnlich, bei fast jeder Marke, die beide Geschlechter bedient, lassen die Verkäufe bei den Frauen die Männer erblassen. Außer vielleicht bei Hugo Boss und anderen Marken, die ein stark maskulin geprägtes Erbe haben.

 

Bei uns liegt das sicherlich daran, dass es schwerer war, im überfüllten Frauensegment Fuß zu fassen. Unsere kommerzielle sexiness bei den Männern hatte es da leichter, positiv aufzufallen. Insbesondere die Pink Line kommt gut an. Und wenn wir auf der Pitti Uomo in Florenz zeigen, glaubt kaum jemand, dass wir aus Dänemark kommen. Alle tippen auf Italien oder England.

 

Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Pitti Uomo? Zuletzt hörte man immer öfter, es würde stiller werden auf der einst so wichtigen Messe für Männermode mit starkem Herrenschneider-Fokus.

 

Das negative Bild, dass gelegentlich gezeichnet wird, dann ich nicht bestätigen. Alle für unser Geschäft wichtigen Einkäufer sind da, ob Russland – ebenfalls ein starker Wachstumsmarkt für uns – oder den USA. Als Zwischenstopp vor Mailand ist die Pitti immer noch ideal. Außerdem werden wir im Juli erstmals auf der Bread & Butter in Berlin vertreten sein. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Marke einmal in einem modernen, lässigen Umfeld zu präsentieren. Zusätzlich machen wir kleinere Shows in New York – und wir sind in Las Vegas dabei.

 

Wie ist denn eine Modemesse in der Spielerstadt?

 

Sehr jeansy. Gott sei Dank hatte uns eine Premium-Gruppe eingeladen, in der der Markenmix etwas formeller war. Interessant ist, dass in Vegas die Marken über die ganze Stadt verteilt waren, über zig Hotels. Wir haben da richtig Umsatz gemacht.

Sand

Was ist eines der wichtigeren Stilmittel für den kommenden Winter bei Sand?

 

Ärmelschoner, mit denen experimentieren wir gerade verstärkt, auch bei den Frauen. Und Tweed-Stoffe.

 

Wie wäre es mit einer Kinderkollektion, gerade die Anzüge würden im Miniformat ultra-niedlich aussehen.

 

Momentan ist da nichts geplant. Man soll aber niemals nie sagen. Lene Sand hat, wenn ich mich nicht irre, mal mit Kindermode für ihre Tochter angefangen.

HÖRTIPP:
Lernen Sie Designer, Fotografen, Künstler und Kreative in spannenden Podcast-Interviews kennen: Nahtlos! Das Lifestyle Podcast

Veröffentlicht von

Siems Luckwaldt

Siems Luckwaldt ist seit über 20 Jahren als Journalist und Redakteur tätig. Seine Themen: Interviews, Mode, Lifestyle, Uhren, Modernes Leben. Weitere Angebote: Corporate Publishing, Social Media Storytelling, Podcasts, Coaching