Frau Ona, ihre Erfolgsgeschichte ist ungewöhnlich: Heute machen Sie Mode, aber eigentlich sind Sie Ärztin …
Stimmt, ich komme überhaupt nicht aus der Modebranche. Ich würde mich aber sehr wohl als eine verkappte Modedesignerin bezeichnen, ich habe ein ganz gutes Gespür für Farben, Linien und Silhouetten. Als Tochter einer Ärzte-Familie war mein beruflicher Weg zunächst vorgebahnt, eine wirkliche Alternative gab es nicht. Also studierte ich Human- und Zahnmedizin und wurde Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin in einem Kölner Krankenhaus.
Und heute machen Sie „in Mützen”. Wie kam’s?
Als Ärztin habe ich mich oft wie ausgeknockt gefühlt. Die Chirurgie ist eine Männerdomäne, wo man als Frau nur schwer vorankommt, und als ich meine zwei Kinder bekam, konnte ich nicht mehr im Krankenhaus arbeiten, der Stress, der Schichtdienst … Ich wollte aber auch berufstätig bleiben und möglichst etwas Kreatives machen. Mit meiner Nanny habe ich dann angefangen, Mützen zu stricken. Nach und nach haben wir unsere Technik perfektioniert und bekamen von allen Seiten großartiges Feedback. Weshalb ich mich schließlich entschied, das Projekt ZOE ONA professionell aufzuziehen.
Stricken Sie immer noch daheim mit dem Kindermädchen?
Ich habe mittlerweile in meinem Heimatland Rumänien eine kleine Produktionsstätte aufgebaut mit 15 Strickerinnen, die ich alle selbst ausgesucht habe. Das Finishing der Mützen machen wir aber weiterhin in Deutschland.
Ihre Abschlussnähte sind ja sehr speziell …
Genau. Durch die vielen OPs meiner Zeit als Ärztin kenne ich die Nähtechniken, die bei Gesichtsrekonstruktionen und Liftings verwendet werden. Dabei wird die Haut in den tieferen Schichten vernäht, damit keine Narben zurückbleiben. Dieser Perfektionismus ist bei mir hängengeblieben. Ich möchte, dass alles hinterher makellos und glatt, nichts zu sehen oder zu spüren ist. Am besten nahtlos. Ich bin fast besessen davon.
Wie haben denn Ihre Strickerinnen reagiert, als Sie denen diese Technik beigebracht haben?
Die waren sehr überrascht und meinten zu mir, wo denn das Problem wäre, es ginge doch auch so, ohne unsere Chirurgennaht als Abschluss der Mützen. Ich bestand aber auf meiner OP-Technik und mittlerweile klappt es ganz gut. Zwei Mitarbeiterinnen machen die Nähte fast so gut wie ich.
Viele ihrer Mützen haben Bommeln aus Pelz. Wo kommt der her?
Ich arbeite mit einem Kürschner aus Frankfurt zusammen, der Mitglied im Deutschen Pelzinstitut ist. Am Anfang war ich etwas naiv, mittlerweile aber habe ich festgestellt, dass dieses Thema Hand und Fuss haben muss. Mir war wichtig, dass die Pelze eine reine Herkunft haben, also die Tiere gut gehalten werden usw.
Was kommt als nächstes?
Ich arbeite gerade an neuen Mützen-Modellen und möchte zukünftig auch Pullover und Schals machen. Aber alles Schritt für Schritt.
Sie sind sehr ehrgeizig und perfektionistisch. Was könnte ein Punkt sein, an dem Sie denken, jetzt bin ich zufrieden und habe alles erreicht?
Ich würde mich freuen, wenn viele Leute das, was ich mache, schön finden und wiedererkennen. Schön ist zwar relativ, aber das würde mich sehr glücklich machen.
Werden Sie irgendwann einmal wieder im OP stehen?
Bestimmt. Die Medizin liegt mir immer noch sehr am Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, später eine Praxis zu führen. Morgens Ärztin, nachmittags Designerin.
Frau Ona – vielen Dank für das Gespräch. ♠ Interview: Matthias Hinz
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