Nein, auf Nahtlos! kümmern wir uns eigentlich nicht um die Schönen, Reichen und Ruhm-Verkorksten, um It-Girls und Socialites – und um deren blitzlichtgierige Entourage schon einmal gar nicht. Und bisher hätten wir nach oberflächlicher Yellow-Press-Lektüre auch die junge Dame, die wir gestern live on stage und später im Interview erleben durften, in mindestens eine dieser Kategorien sortiert. Doch das ein klein wenig geheime VIP-Konzert von Pixie Geldof (21) in der Münchner Location Kirsch & Co – organisiert von Levi’s, für deren „Curve ID”-Jeans der Spross von Sir Bob Geldof gerade wirbt, belehrte uns eines besseren. Und das Gespräch danach sowieso.
Die Grunge-Pop-Sounds, die Pixie und ihre Band Violet auf die Bühne brachten, waren zwar recht düster, mit Herzschmerz und Trotz und wohldosierter Wut. Durch die exzellente Singstimme der Frontfrau und die melodiösen Songs mit Titeln wie „Serial Killer” und „The Run” jedoch wurde ein echter Musiktipp draus (das Debüt-Album folgt im März). Das Leben und seine Überraschungen und so. Nach der sechs Stücke umfassenden Live-Show ging es für Nahtlos! dann hinunter in die Katakomben unter dem Club – zur dressing-room-Audienz mit Pixie Geldof, die ihren Stil mal so beschrieb: „I dress like a boy with girly moments”. Als spezielles goodie können Sie das Interview im Anschluss an die Abschrift auch im Original hören.
Nahtlos!: Pixie, das war einfach awesome! In einem Interview hast du mal ‚bekannt‘, eine fanatische Konzertgängerin zu sein, das Gefühl zu lieben, selbst Fan, vielleicht auch ein wenig Groupie zu sein. Verrate uns doch, welcher Live-Auftritt dich als Zuschauerin bisher am meisten beeindruckt und bewegt hat.
Pixie Geldof: Das war vor zwei Jahren beim Glastonbury Festival. Nick Cave trat auf, mein Lieblingskünstler überhaupt, und ich wurde sehr emotional. Und direkt danach kamen Blur, und ich habe so viel geweint, dass es echt peinlich wurde. Die ganze Atmosphäre, die dicht gedrängt stehenden Menschen, 200 000 oder so, und alle waren einfach nur glücklich. The best!
Und dein Ziel ist genau solch ein Auftritt, oder?
Ja. Na ja, vermutlich wird es nicht die gleiche Intensität sein, vielleicht auch nicht so viele Leute, aber – JA! Ich möchte einfach in dem kleinen Programmheftchen aufgeführt sein, dass es in Glastonbury gibt: „23.15 Uhr – Violet”. Bitte!
Du hast noch nie außerhalb des United Kingdom gespielt, richtig?
Heute hier in München ist mein dritter gig überhaupt.
Ist man da als Künstler, besonders als Newcomer nervös? Weswegen genau? Fragt man sich, verstehen die uns als Band und was wir machen?
Ich will vor allem niemanden langweilen! Ich bin nämlich schnell selbst gelangweilt, wenn ich Leuten zuhöre, die ich nicht mag oder von denen ich noch nie gehört habe. Diese Reaktion will ich um alles in der Welt vermeiden. Für mich war es einfach spannend, hierher zu kommen, denn ich habe keine Ahnung und Vorstellung von diesem Ort, von München.
Jetzt die Levi’s-Frage: Du hast gesagt, die Marke Levi’s würdest du mit Kurt Cobain und der frühen Madonna verbinden. Magst du uns diese Assoziationen etwas näher erklären?
Ich wurde gefragt, was ich sehe, wenn ich Levi’s höre. Und da denke ich zunächst einmal sofort an Musiker, Bands, Sänger, weil fast jeder Jeans trägt und weil Levi’s – dank der unendlich vielen verschiedenen Modelle – für jeden eine passende hat. Kurt Cobain ist auch einer von meinen Helden, und wenn ich ihn vor mir sehe, trägt er definitiv Jeans.
Und wie kommt Madonna in dieses Bild?
Madonna und Jeans, für mich gehören die auch zusammen. Ich habe ihr und ihrem Style selbst ein wenig nachgeeifert, als ich ungefähr 14 war und ich habe dieses Bild oder Poster von ihr gehabt, da trägt sie hoch sitzende Jeans. Das wurde dann mein Bild von ihr.
Ich habe gesehen, das du einen Twitter-Account hast?
Nein, das sind alles fakes [„pixie-face” und „thepixiegeldfo”]. Ich bin nicht auf Twitter.
Dann erst recht die Frage: Wie findest du die ganze Social-Web-Hysterie, das „Ich gehe jetzt ein Brötchen kaufen”-Getweete und so weiter?
Facebook finde ich großartig, weil man nie den Kontakt zu Leuten verliert, beispielsweise mit ehemaligen Schulkameraden. Wenn man das will. MySpace war auch der Hammer, vor allem für Musiker. Und als das vorbei war [oder uncool wurde und technisch veraltete] war es halt Facebook. Was Twitter betrifft, ich verstehe es noch nicht. Und als ein Freund mich auf die fake accounts aufmerksam machte, bin ich echt ein wenig ausgeflippt. Ich habe ihn gefragt, was die schreiben, und er sagte„Ganz seltsames Zeug”.
Und nur alle paar Monate kommt ein neuer Tweet…
Genau, und da war ich wieder etwas beruhigt. Eigentlich mag ich auch die Idee, vorzugeben, jemand zu sein, der man nicht ist.
Fühlst du dich als Künstler mittlerweile unter Druck gesetzt, durch Kanäle wie Facebook mehr und mehr von dir zu offenbaren, weil Fans und Medien das indirekt einfordern?
Nein, ich bin der Meinung, alles was es über mich zu wissen gibt, soll die Musik ausdrücken. Die Musikindustrie existiert schon so lange, lange vor Facebook und so. Und es ging ihr früher besser … Egal, ich weiß, man muss sich dort mittummeln und ich mache das gerne – und irgendwann werde ich mit Sicherheit auch ganz offiziell auf Twitter sein.
Was würdest du denn tweeten?
Ich habe keine Ahnung, das ist es ja. Alle meine Freunde, die twittern, sind total lustig und erleben coole Sachen. Und ich bin total shit, wenn es darum geht, im Internet witzig zu sein.
Du könntest schreiben „Bin gerade aufgestanden” und „Ich frühstücke jetzt” und so.
Exakt, so würde das wahrscheinlich aussehen, denn in meinem Leben passiert einfach nichts so aufregendes, dass es andere Menschen interessieren könnte. „Habe mir Cornflakes in die Schüssel gekippt …”
Letzte Frage: Welches geheime Talent besitzt du? Was kannst du außergewöhnlich gut und niemand weiß es?
Ich kann meine Zunge um 360 Grad drehen.
[Tut es.]
Das war das Bizarrste, was ich je gesehen habe.
Das ist meine geheime Begabung.
Wie funktioniert das? Ist das eine genetische Anomalie?
Soweit ich weiß kann das nur jeder 1000. Mensch. Ich habe das mal nachgeschaut. Ja, und ich kann meine rechte Hüfte auskugeln. Und ich habe extrem gelenkige Ellenbogen. Eigentlich habe ich den Körper eines Freaks, wie geschaffen für den Zirkus. Als ich so vier Jahre alt war, ging ich auch zur Zirkusschule. Ich war nicht sonderlich gut. Ich tat so, als wäre ich eine großartige Seiltänzerin, aber in Wahrheit ich bin ständig runter gefallen.
Also keine Karriere beim „Cirque du Soleil”.
Oh, das würde ich unglaublich gerne. Vielleicht wird das eine der nächsten Stationen auf meinem Weg.
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